Der Podcast E-Books ausleihen – Warum Verlage und Bibliotheken um die Onleihe streiten behandelt die Spannungen zwischen Verlagen und Bibliotheken hinsichtlich des Verleihs digitaler Bücher. Die Sendung beleuchtet, wie die zunehmende Beliebtheit von elektronischen Publikationen in Bibliotheken die Einnahmen von Literaturschaffenden und Verlagen beeinflusst, während gleichzeitig die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit neuer Titel für Bibliotheken durch Verlagsrichtlinien eingeschränkt wird. Die Diskussion umfasst auch die Bemühungen um faire Rahmenbedingungen für das Verleihen digitaler Bücher und untersucht, wie andere Länder mit dem digitalen Wandel in Bibliotheken umgehen.

Die Kernproblematik liegt in den unterschiedlichen Interessen der Beteiligten: Während Bibliotheken danach streben, ihren Nutzenden einen möglichst umfassenden und freien Zugang zu literarischen Werken zu bieten, sehen sich Verlage und Literaturschaffende mit sinkenden Einnahmen durch den Verkauf von E-Books konfrontiert. Die Sendung thematisiert, wie die Nutzung von Onleihe-Systemen in Bibliotheken zu einem Rückgang der direkten Buchkäufe führen kann, was wiederum die finanzielle Grundlage aus Verkaufssicht untergräbt.

36 Millionen E-Books wurden im Jahr 2020 regulär verkauft und 30 Millionen E-Books von Bibliotheken ausgeliehen […]. Doch während Verlage und Buchhandel mit den verkauften E-Books 240 Millionen Euro erlösten, nahmen sie mit Lizenzen für die Onleihe der Bibliotheken nur 16 Millionen Euro ein […].

Sprecher über eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK, Deutschland, für den Börsenverein des deutschen Buchhandels (Podcast „E-Books ausleihen“, SWR2 Wissen, 31.3.2023)

Ein weiterer Diskussionspunkt sind die urheberrechtlichen Fragestellungen, die sich aus der digitalen Ausleihe ergeben. Die Sendung erörtert, wie die aktuellen Urheberrechtsbestimmungen den Bedürfnissen und Realitäten des digitalen Zeitalters angepasst werden müssen, um einen fairen Ausgleich zwischen den Rechten der Literaturschaffenden und den Bedürfnissen der Öffentlichkeit nach Zugang zu Wissen und Kultur zu schaffen.

Deshalb haben wir bei der Ausleihe von E-Books das Printmodell quasi eins zu eins nachgebildet. Also es gibt nicht die Möglichkeit zur Piraterie, es gibt keine Mehrfachnutzung, sondern eine Lizenz, eine Nutzung, es ist wie mit Print.

Volker Heller, Bibliotheksverbands-Chef (Podcast „E-Books ausleihen“, SWR2 Wissen, 31.3.2023)

Darüber hinaus wird auf internationale Perspektiven eingegangen, indem Beispiele aus anderen Ländern herangezogen werden, die innovative Ansätze zur Lösung dieser Konflikte gefunden haben. Es wird betont, dass die Suche nach gerechten und nachhaltigen Lösungen für die digitale Ausleihe von E-Books eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten erfordert, um sowohl die Interessen der Kreativen als auch das öffentliche Interesse an Bildung und Kultur zu wahren.

Dabei spielt auch die sogenannte Bibliothekstantieme eine Rolle. Jedes Jahr stellen Bund und Länder rund 15 Millionen Euro zur Verfügung, um Autoren und Verlage dafür zu entschädigen, dass ihre Bücher von öffentlichen Bibliotheken verliehen werden. Für jede Ausleihe erhalten die Urheber drei bis vier Cent, allerdings nur bei gedruckten Büchern. Für E-Books gibt es bisher keine Bibliothekstantieme. Dass sollte sich ändern, darauf können sich Bibliotheken, Verlage und Autoren ohne Probleme einigen.

Sprecher (Podcast „E-Books ausleihen“, SWR2 Wissen, 31.3.2023)

Der Podcast schließt mit der Aufforderung zum Dialog und zur Kooperation zwischen Bibliotheken, Verlagen, Literaturschaffenden und politischen Entscheidungstragenden, um Rahmenbedingungen zu entwickeln, die eine gerechte Verteilung der Einnahmen gewährleisten und gleichzeitig den freien Zugang zu literarischen Werken in der digitalen Welt sichern. Die Betonung liegt auf der Notwendigkeit, innovative Modelle zu erforschen, die sowohl die kulturelle Bereicherung der Gesellschaft als auch die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des Schreibens und Verlegens von Büchern unterstützen.

Zusammenfassend bietet die Radiosendung einen umfassenden Einblick in die komplexen Herausforderungen und Debatten rund um die digitale Buchausleihe und regt zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit den sich wandelnden Bedingungen im digitalen Zeitalter an.

Wir streiten uns […] seit zwölf Jahren darum. Eine Lösung ist natürlich Geld. Woher das Geld nehmen? Dafür braucht man eine politische Haltung, ein Bewusstsein dafür: Was sind uns Bibliotheken wert? Und was sind uns die Leute wert, die Bibliotheken vollschreiben? […] Und plötzlich merkt man, dass man neben dem, wo man sich nicht einig ist, dennoch etwas gemeinsam hat. Und ich hab festgestellt: Wenn wir anfangen über Bücher zu reden, wird’s besser.

Nina George, Schriftstellerin (Podcast „E-Books ausleihen“, SWR2 Wissen, 31.3.2023)

Quelle: https://www.swr.de/swr2/wissen/e-books-ausleihen-warum-verlage-und-bibliotheken-um-die-onleihe-streiten-swr2-wissen-2023-04-01-100.html (Stand: 03.02.2024)