Die Ö1 Radiosendung Dimensionen setzte sich in der Folge vom Dienstag, 19.12.2017 mit dem Projekt TransCultAA, welches sich mit der Provenienzforschung von durch die Nationalsozialisten gestohlenem Kulturgut aus dem Alpen-Adria-Raum beschäftigt, auseinander. Viele Institutionen, darunter auch zahlreiche National- bzw. Universitätsbibliotheken im Deutschen Reich, haben sich während der Zeit des Nationalsozialismus (in Österreich von 1938-1945) eine Vielzahl an Kulturgütern angeeignet, die aus Enteignungen der jüdischen Bevölkerung stammten.
Der 30-minütige Beitrag über diese Thematik wurde von Frau Dr. Gabriele Anderl gestaltet und enthält unter anderem auch Kommentare von PD Dr. Christian Fuhrmann (Koordinator von TransCultAA, Forscher am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München), sowie Dr. Michael Wedekind (ebenfalls am Projekt TransCultAA beteiligt und Forscher am ZI für Kunstgeschichte) und Frau Mag.a Anneliese Schallmeiner (Mitglied der Kommission für Provenienzforschung in Wien).

Ab dem Jahr 1938, so die Akten bzw. Aufzeichnungen im Staatsarchiv Triest (Archivio di Stato di Trieste), wurde die jüdische Bevölkerung durch das faschistische Italien behördlich erfasst und das vorhandene Vermögen (u. a. auch Kulturgüter) teilweise beschlagnahmt oder zumindest schriftlich vermerkt.
Als Italien im Jahr 1943 durch Kaiser Emanuel III kapitulierte, rief Benito Mussolini, welcher zuvor von den Nazis aus der Haft befreit wurde, die Italienische Sozialrepublik aus. Anschließend errichtete das Deutsche Reich in Norditalien eine Sonderverwaltungszone und machte von den zuvor penibelst angefertigten Aufzeichnungen gebrauch, um ihre Gräueltaten auch in Italien durchzuführen. Die Folge waren Ermordungen, Verschleppung und der Diebstahl von persönlichen Gegenständen.

Zu einer der Kernaufgaben des Projekts TransCultAA zählt, international in Archiven oder Kultureinrichtungen zu recherchieren und zu ermitteln, unter welchen Bedingungen bzw. Umständen das Raubgut wohin gebracht wurde, um anschließend ein Gesamtbild der damaligen Ereignisse erstellen zu können. Eine Herausforderung stellt nicht nur die umfassende Recherche dar, sondern auch die Tatsache, dass viele der verwendeten Begriffe mit großer Vorsicht zu gebrauchen sind bzw. oft unter Anführungszeichen gesetzt werden sollten. Im falschen Kontext verwendet, hätten diese eine völlig andere Bedeutung, da häufig Termini wie zum Beispiel „Kunstschutz“ oder „Sicherstellung“ als Synonym für den eigentlichen Diebstahl niedergeschrieben wurden. Aus diesem Grund ist angedacht, in einem Quellenverzeichnis ein umfassendes Glossar hinzuzufügen, welches darüber genaue Auskunft gibt, wann welcher Begriff in welchem Zusammenhang geläufig war. Im Zuge des Projekts TransCultAA wird allerdings nicht nur die Vergangenheit beleuchtet, sondern auch aktuelle Konflikte im Zuge der Eigentumsklärung thematisiert.

Der Beitrag ist noch bis einschließlich 25. Dezember 2017 kostenlos abrufbar bzw. kann die Sendung von Ö1 Mitgliedern mit Downloadberechtigung bis einschließlich 18. Januar 2018 heruntergeladen werden.

Dimensionen: Geplündert und Verwertet (oe1.orf.at)


Weiterführende Links:

Projekt TransCultAA
Kommission für Provinienzforschung (AT)
Deutsches Zentrum Kulturverluste