Wien glänzt für seine hervorragende Kaffeehauskultur. Seit Jahrhunderten gehört diese Tradition nicht nur zum wunderschönen Wien, denn Kaffeehäuser bildeten auch einen Ort des Schaffens für zahlreiche österreichische Autorinnen und Autoren. Nicht umsonst steht im Eingangsbereich vom Café Central eine Figur des Schriftstellers Peter Altenberg. Literaten wie Arthur Schnitzler oder Maler wie Gustav Klimt gehörten zu den Stammgästen.
Susanne Schaber erzählt in ihrem, mehr als gelungenen, Buch Einspänner, Mokka und Melange unter anderem auch darüber, welche Rolle die Wiener Kaffeehäuser als Quelle der Inspiration über hatten. Ich bin an dieses Buch mit freudiger Erwartung herangetreten und wurde auch nicht enttäuscht. Das Buch fängt mit interessanten Geschichten und Legenden an, wie es zur Entdeckung des schwarzen Goldes gekommen sein könnte und dieser den langen Weg nach Wien geschafft hat. Nachdem die Leserin oder der Leser mit ausreichenden Fakten ausgestattet wurde, stellt Schaber uns nach und nach die Facetten der Kaffeehauskultur vor, welche im Jahr 2011 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt wurde. Sie kritisiert in ihrem Buch, zurecht, eine amerikanische Kaffeehauskette, welche dieses traditionelle Heißgetränk zu einem Modeaccessoire machte und gleichzeitig den heimischen Markt mit Filialen überschwemmte.
Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker blutet mir jedes Mal das Herz, wenn das eigentliche Getränk nicht mehr im Mittelpunkt steht, sondern bei der Bestellung einmal die komplette Ernährungspyramide aufgezählt wird – aber das ist meine persönliche Meinung. Im Gegensatz dazu stehen die typischen Kaffeerezepte der Wiener Kaffeehäuser. Susanne Schaber zählt nicht nur die altbewährten Rezepte auf, sondern erklärt auch, wie zum Beispiel der Biedermeier und der Fiaker zu ihrem Namen kamen. Ein nicht unwesentlicher Teil des Buches besteht auch aus den „Lebensläufen“ der diversen Kaffeehäuser in der Innenstadt. Im hinteren Teil des Buches befindet sich auch eine Karte, auf der die im Buch erwähnten und vorgestellten Lokale zu finden sind. Das schöne an den Wiener Kaffeehäusern ist, dass jede Gesellschaftsschicht anzutreffen ist. Viele nutzen diese Räumlichkeiten zum plauschen, lernen oder schreiben und falls doch einmal etwas Intimeres besprochen wird oder Verträge ausgehandelt werden, findet dies meist in den gemütlichen Logen statt – Diskretion steht an erster Stelle. Ich könnte an dieser Stelle noch viel mehr über diese wunderbare Kultur erzählen, aber ich möchte der Autorin nicht das Wort nehmen. 😉
Fazit: dieses Buch bereitet jedem eine große Freude, der eine Verbindung zu Wien und seiner traditionsreichen Kaffeehauskultur hat. Die Autorin ermöglicht nicht nur den Leserinnen und Lesern einen Blick hinter die Kulissen, wie zum Beispiel beim Café Weimar, sondern zeigt auch die Vielfalt bei den verschiedenen Kaffeehäusern auf. Susanne Schaber hat mit diesem Werk eine sehr schöne Übersicht, über den Wandel der Kultur von der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart gestaltet, und schafft dadurch unter anderem das Bewusstsein, wie wichtig es ist, diese schöne Tradition am Leben zu halten. Ich kann dieses Buch definitiv empfehlen!
Das Buch ist 2016 im Insel Verlag (Suhrkamp) als Hardcover erschienen, umfasst 192 sehr empfehlenswerte Seiten und kostet in Österreich 20,90€. Das Buch ist im Buchhandel eures Vertrauens erhältlich und ideal als Weihnachtsgeschenk geeignet.
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