In letzter Zeit setze ich mich sehr stark mit dem Thema „Leseförderung mit Hunden“ auseinander. Nicht nur auf Grund meiner Tätigkeit als Bibliothekar, sondern auch, da meine Partnerin und ich seit einiger Zeit einen kleinen Golden Retriever im Hause haben. Damit das Tier auch eine sinnvolle Beschäftigung erhält, haben wir vor, ihn zu einem Therapiebegleithund auszubilden.
Ich hatte zwar bereits ein kleines Vorwissen betreffend der Ausbildung zum Therapiebegleithund, jedoch war mir nicht bewusst, welche spannenden Tätigkeitsfelder es hier auch im Bereich der Leseförderung gibt. Das Tier wird in einer Klasse für viele Kinder zum treuen Wegbegleiter während des Schuljahres, für manche fast schon zum/zur besten Freund/in. Alternative Einsatzorte wären zum Beispiel Seniorenheime, Hausbesuche von mobilitätseingeschränkten Menschen und vieles mehr – die Möglichkeiten sind sehr vielfältig!
Welchen Einfluss haben Hunde auf das Lernumfeld in einer Schule bzw. einer Bibliothek?
In zahlreichen Studien wird über die positiven Effekte von Hunden in Schulen gesprochen. Vor allem bei Schülerinnen und Schüler mit stark ausgeprägten Leseschwächen oder jene, die Angst vor Bloßstellung haben, kann es sehr hilfreich sein, wenn der zu lesende Text dem Hund vorgelesen wird. Die restlichen Kinder befinden sich zwar auch im Raum, jedoch fokussiert sich das Kind in der Regel vollkommen auf den Hund und den Text. Ich denke, dass für viele Schülerinnen und Schüler die hemmschwelle in diesem Fall geschmälert wird, da Hunde, meines erachtens nach, im Bezug auf Krankheiten (sowohl physisch als auch psychisch), Behinderungen oder Ähnlichem dem Kind gegenüber wertungsfrei sind. Beispiele aus dem Bibliotheksbereich wären u.a. die Stadtbibliothek Sindelfingen (DE). Sie bot mit ihrem, inzwischen ehemaligen Mitarbeiter, Rumo kostenlose Leseförderung an. Im Rahmen der Förderung saß das Kind mit Hund und Bibliothekarin in der Leseecke und las aus einem ihrer Lesestufe entsprechenden Buch vor. Die Kinder mussten hierbei keine Angst haben, ständig korrigiert zu werden und konnten nach und nach Lesehemmungen abbauen.
Was ist ein Therapiebegleithund?
Viele verwechseln Assistenzhunde mit Therapiebegleithunden. Im Gegensatz zum Assistenzhund, ist der Therapiebegleithund nicht bei seiner Klientin bzw. seinem Klienten wohnhaft. Der Hund unterstützt seine Hundehalterin oder den Hundehalter bei sogenannten Tiergestützten Interventionen. Dies kann zum Beispiel im Rahmen von pädagogischen, psychologischen oder aber auch sozialintegrativen Therapien oder Angebote für Menschen sein.
Die Prüfung am Ende der Ausbildung, sowie die Überprüfung der Eignung zum Therapiebegleithund wird in der Regel vom Messerli Institut der Veterinärmedizinischen Univeristät Wien abgenommen. Die Ausbildung selbst, kann bei diversen Firmen, Vereinen oder auch Rettungshundeorganisationen (wie z.B. Rettungshunde NÖ oder Arbeiter Samariterbund / Gruppe Wien-Favoriten) gemacht werden. Einen Link zu den Ausbildungsstätten ist bei „Weitere Informationen“ zu finden.
Welche Anforderungen gibt es an den Hund?
Beovr die Ausbildung beginnt, findet im Regelfall ein Eignungstest statt, bei dem die wichtigsten Erfordernisse geprüft werden. Neben der gesundheitlichen Eignung muss der Hund zudem ein neutrales Verhalten gegenüber Umwelteinflüssen, gutmütigkeit, freundliches Wesen und Kontaktfreudigkeit haben. Eine starke Mensch/Tier-Bindung ist ebenso sehr wichtig.
Des Weiteren wird sehr stark auf die Gehorsamkeit geachtet. Denn selbst in den stressigsten Situationen muss der Hund auf jeden Fall folgen. Wichtige Kriterien sind hierbei die Leinenführigkeit, das Absetzen und Ablegen, das Abrufen und Freifolgen des Hundes.
Buchempfehlungen
Im Zuge meiner Recherche bin ich auf diverse Bücher gestoßen, welche sich dem Thema Leseförderung mit Hunden, Schulhunde im allgemeinen und der Ausbildung zum Therapiebegleithund beschäftigen. Folgende Bücher habe ich bereits ganz oder teilweise gelesen und kann sie jeder Person, die sich für den Einsatz von Hunden im Zusammenhang mit der Leseförderung oder im Schulalltag wärmstens empfehlen.
Hunde in Bibliotheken: Neue Wege in der Leseförderung / Doreen Schade . – epubli Verlag, ISBN: 978-3-8442-2573-0
Grundlagen und Effekte einer hundegestützten Leseförderung / Meike Heyer ; Andrea M. Beetz. In: Empirische Sonderpädagogik, 2014, Nr. 2, S. 172-187, Link zum PDF
Leseförderung mit Hund : Grundlagen und Praxis ; mit 2 Tabellen / Andrea Beetz ; Meike Heyer . – München [u.a.] : Reinhardt, 2014 ISBN: 978-3-497-02440-7
Annika und der Lesehund / Lisa Papp . – Baeschlin Verlag, 2018, ISBN: 978-3-03893-008-2 [Anm.: Kinderbuch]
Weitere Informationen:
Ausbildungsstätten für Therapiebegleithunde
Richtlinien Therapiebegleithunde (PDF)
Hinweis: Da ich immer wieder in meinem Umfeld gefragt werde, ob es sich bei dem Bild tatsächlich um unseren Hund handelt, hier auch der Hinweis: ja, er ist es. So sah unser Stitch im Alter von 10 Wochen aus. 🙂 © Paul-Stephan Binder, PicturePeople
1 Pingback