Alle (2-3) Jahre wieder stellt sich für die meisten Lehrlingsausbilderinnen und -ausbilder dieselbe Frage: Jetzt habe ich erneut die Möglichkeit einen Lehrling auszubilden, aber wie entscheide ich mich für den Richtigen?

Alles beginnt wohl mit dem zum Unternehmen oder zur entsprechenden Abteilung passenden Konzept eines Auswahlverfahrens im Zuge des Bewerbungsprozesses. Gibt es neben den schriftlichen Bewerbungen auch einen Auswahltest? Wenn ja, wie soll dieser gestaltet sein? Welches Wissen ist relevant, welches Wissen ist gefragt? Soll es nach den Bewerbungsgesprächen auch die Möglichkeit eines Schnuppertags geben oder sogar ein Assessment-Center?
Hier ist es essentiell, die Reihenfolge des Auswahlverfahrens festzulegen. Alle am Auswahlprozess beteiligten Personen, sollten genauestens über die Vorgehensweisen im Bewerbungs- und Auswahlprozess Bescheid wissen. Uneinheitliche Botschaften sollten vermieden werden.

Ebenfalls nicht außer Acht zu lassen ist, wer über die Lehrlingsauswahl entscheidet. Ist es die Lehrlingsausbilderin/der Lehrlingsausbilder selbst, die Mentorin/der Mentor, die Abteilungsleiterin/der Abteilungsleiter oder gar dezentral die Personalabteilung? Wie viele Bewerberinnen und Bewerber werden abhängig von den vorhandenen Zeit- und Personalressourcen zu Vorstellungsgesprächen eingeladen? Wer ist tatsächlich bei den Bewerbungsgesprächen anwesend?

Es sind Kriterien zu definieren, die die Bewerberinnen und Bewerber zu erfüllen haben, um Teil des Betriebs zu werden. Beispiele hierfür können sein: die Motivation für den angestrebten Lehrberuf, Eignung für den Beruf und den Betrieb, bisherige Leistungsbeurteilungen in ausgewählten Bereichen (Deutsch- und Englischkenntnisse, praktisches Rechnen, Berufsverständnis), Wertlegung auf das persönliche Auftreten sowie Soft Skills und Social Skills (Selbstständigkeit, Genauigkeit, Geschicklichkeit, gepflegtes Äußeres, gute Umgangsformen) oder auch bisherige berufliche oder schulische Erfahrungen.

Hinweis: Ein einheitlicher Beurteilungsbogen kann hilfreich sein.

„Denn nicht nur der Lehrling soll zum Betrieb passen, sondern auch der Beruf und der Betrieb zum Lehrling.“

Franz Heißenberger, Rail Cargo Austria AG (in: Checkliste – Qualität in der Lehre, 2012)

Zu klären ist ebenfalls, wer im Anschluss Rückmeldung an die Bewerberinnen und Bewerber gibt über die Zu- und Absagen zur Lehrstelle bzw. auf welche Art und Weise: schriftlich, mündlich oder persönlich.

Mein Rat, den ich in solchen Fällen gerne heranziehe ist, einmal in sich zu gehen und zu eruieren, welcher Typ Mensch für die bereitgestellte Lehrstelle in Frage kommen kann. Danach, ob diese Person auch zu den aktuellen Kolleginnen und Kollegen passt. Zu guter Letzt: am Besten auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen. 

Weiterführende Links:
https://www.qualitaet-lehre.at/
https://www.wko.at/service/bildung-lehre/So-finden-Sie-den-richtigen-Lehrling.html
https://auswahlhilfe.at/ (vorgefertigter Auswahltest, großteils kostenpflichtig)