Vorab: Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise vom Verfasser selbst zur Verfügung gestellt. 

„Bücher und Bibliotheken sind Wunder – sie sind Wunder, weil sie auf kleinstem oder vergleichsweise kleinem Raum die Welt abbilden, wie sie ist, wie sie war und wie sie (möglicherweise) sein wird, aber auch wie sie sein sollte und wie sie sein könnte. Bücher und Bibliotheken sind Speicher für den Geist der realen Welt ebenso wie für die vielen Welten der Phantasie.“ (S. 7, Vorwort)

Zu Beginn der „Buch- und Bibliotheksgeschichte(n)“ berichtet der Verfasser Georg Ruppelt über das Medium Buch als Gebrauchsgegenstand und wie dieser nicht immer gut behandelt wird, sondern von seinen Leserinnen und Lesern oftmals auch „misshandelt“ wird. Es ist wohl der amüsanteste und zugleich der schrecklichste Teil zu lesen, wenn man ein bibliophiler Mensch ist.

So geht es um „Bücher-Schänder“, welche Knicke und Eselsohren machen, Büroklammern oder die unterschiedlichsten Utensilien als Lesezeichen verwenden, in Bücher hineinschreiben, sie kommentieren und beschmieren. „Bücher-Schneider“, „Buch-Betrüger“, Bücherdiebe – Von Büchern, die zu ihrem Schutz angekettet wurden bis zum heutigen RFID-Diebstahlschutz in Bibliotheken, von Exlibris Besitzvermerken bis hin zu Bücherflüchen.

Ruppelt offenbart ein sehr breites Spektrum zum Thema Buch. Es geht um Zensurfälle und wie Schriftsteller sich dagegen wehrten, um Bücherverbrennungen und Tarnschriften gegen den Nationalsozialismus, die Anfänge der Tageszeitung und um Küchenliteratur.

Am Beispiel der Universal-Bibliothek des Reclam Verlags, welche mittlerweile ihr 150. Bestehungsjahr feiert, schildert er die einzigartige Erfolgsgeschichte eines Marketingkonzeptes, das bis heute anhält und einen wesentlichen Einfluss in die Kulturgeschichte deutschsprachiger Literatur bzw. Weltliteratur hatte. Sie gilt als älteste Reihe des deutschen Buchmarktes. Die sogenannten Reclam-Hefte haben ein handliches Hosentaschenformat, sind besonders leistbar und wohl aus dem Schul- und Bildungswesen nicht mehr wegzudenken.

Zum Schluss behandelt Ruppelt die tatsächliche Bibliotheksgeschichte: Von den Anfängen im Zweistromland im Alten Orient bis zur modernen und multimedial aufgestellten Bibliothek von heute. Im Anhang findet sich ein beachtliches Publikationsverzeichnis über die Bücher und Aufsätze, die Georg Ruppelt verfasst hat.

Er kratzt nicht nur an der Oberfläche der Themen Buch- und Bibliothekswesen, sondern berichtet über deren Hintergründe, schildert Sachverhalte mithilfe von Quellenmaterial und bietet einen Ausblick in die Zukunft. Das vorliegende Buch ist ein Sachbuch zum Fach, es ist für Menschen, die sich für „Buch- und Bibliotheksgeschichte(n)“ interessieren. Vor Fremdwörtern und fachspezifischem Vokabular braucht man sich als Leserin oder Leser nicht fürchten, denn es wird alles gut verständlich erklärt und geschildert.

„Es ist dies ein wunderbares Bild: die Bibliothek eine Tür, ein Tor, ein Portal!“ (S. 185, Vorwort zum Band Portale zu Vergangenheit und Zukunft – Bibliotheken in Deutschland)

Buch- und Bibliotheksgeschichte(n)
229 Seiten Englische Broschur, Bibliogr. G. Ruppelt S. 193 - 229., Literaturangaben
Verlag: Olms, Hildesheim
ISBN: 978-3-487-13429-1
EUR 20,40 (AUT) ; EUR 19,80 (DE)
Der Buchklappentext über den Autor:

„Georg Ruppelt wurde am 3. Oktober 1947 in Niedersachsen geboren und studierte Geschichte, Germanistik, Pädagogik und Philosophie in Göttingen und Braunschweig […]. Danach war er Bibliotheksreferendar in Wolfenbüttel und Köln, später Direktionsassistent und Abteilungsleiter an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg sowie nebenamtlicher Dozent an der dortigen Universität. […] 2002 wurde Ruppelt Direktor der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover, die seit 2005 auf seine Veranlassung hin den Namen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek trägt […]. Seit 1979 engagiert sich Ruppelt in nationalen und internationalen bibliothekarischen und kulturpolitischen Gremien. Zehn Jahre gehörte er dem erweiterten Vorstand des Vereins Deutscher Bibliothekare, elf Jahre dem des Deutschen Bibliotheksverbandes an […].“